< zurück zu Station B − Neustadt Walking Route
Philipp Anton von Segesser war eine der bedeutendsten Figuren in der jüngeren Geschichte des Kantons Luzern. Obwohl er ein Vordenker der Konservativen war, bemühte er sich immer um den Ausgleich – auch im Kulturkampf – und lehnte Extrempositionen auch in Religionsfragen ab. 1848, nach der Niederlage der Innerschweizer im Sonderbundskrieg und nach der Gründung des liberalen Bundesstaates, wurde er in den Nationalrat gewählt.
Er war der einzige Konservative aus dem Kanton Luzern. In Luzern war er Grossrat (1851–1869, 1861–1863, 1867–1871) und Regierungsrat (1863–1867 und 1871–1888). Er starb als amtierender National- und Regierungsrat – in seinem Haus auf dem Inseli, das er 1867 erworben hatte. Das Haus an der Hirschmattstrasse 1 war nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1845 an seine Schwester übergegangen.
Im Kanton Luzern führte er die konservative Opposition gegen die liberale Regierung an. Nicht nur von den Liberalen wurde er angefeindet, auch in der eigenen Partei war er umstritten. Beliebt war er auf dem Land. Nach dem konservativen Wahlsieg von 1871 setzte er sich für die Berücksichtigung der liberalen Interessen ein. In Bern fiel er durch seine schroffe Oppositionshaltung auf, entwickelte sich aber bald zu einem der prominenten Vordenker der katholisch-konservativen Politik. 1880 wurde er Fraktionspräsident der katholisch-konservativen Partei. Im Kulturkampf verteidigte er die katholischen Rechtspositionen, war aber darauf bedacht, den Freisinn nicht zu provozieren. Gegenüber technischen und wirtschaftlichen Neuerungen war er skeptisch, den Bau der Gotthardbahn lehnte er ab.
Philipp Anton von Segesser war nicht nur Politiker, er war auch Journalist und Publizist. Immer wieder setzte er sich mit der welt- und kirchenpolitischen Entwicklung auseinander und kritisierte die ultramontane Orientierung des Katholizismus während des Pontifikats von Pius IX. Vor allem gegenüber dem Unfehlbarkeitsdogma äusserte er deutliche Vorbehalte. Seine historischen Werke "Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern" (1850–1858) und "Ludwig Pfyffer und seine Zeit" (1880–1882 gehören zu den bedeutendsten Schöpfungen der schweizerischen Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert.
(aus: Historisches Lexikon der Schweiz, Heidi Bossard-Borner, 2011)
< zurück zu Station B − Neustadt Walking Route